Abschlussbericht New York 2019

Am 3. Januar 2020 von Chuck Henjes

Sechs Tage New York – hat es sich gelohnt? Wie attraktiv ist die Stadt zum Arbeiten? Ein Rückblick.

Mit Veranstaltungsformaten wie Studienreisen, Vorträgen, Workshops und regelmäßigen Treffen möchte der Börsenverein das Lehrangebot der Universität Greifswald fakultätsübergreifend ergänzen. Die Fahrt nach New York war eine von über 30 (ehrenamtlich) organisierten Veranstaltungen und eines unserer Highlights im Jahr 2019.

Artikelübersicht New York 2020

Im ersten Teil des Artikels berichten wir über unsere Motivation und unseren Teilnehmerkreis für die Studienfahrt, bevor der eigentliche Bericht erfolgt.

Warum Studienreisen und warum New York?

In einer stark globalisierten Zeit steht vielen die Welt nicht nur im Rahmen privater Fernreisen offen: Längst ist die internationale Diversität das Rezept von erfolgreichen Unternehmen. Mit Diversität ist in diesem Zusammenhang nicht nur die Herkunft von Mitarbeitern aus verschiedenen Ländern dieser Welt gemeint, sondern eben auch die Angehörigkeit dieser in verschiedenen Berufs- bzw. Studiengruppen.

Zu Gast bei PWC – Mitarbeiter der einzelnen Abteilung gehören vielen verschiedenen Berufsgruppen und Nationalitäten an

Unsere Studienreisen sollen vor diesem Hintergrund Studierenden aller Fakultäten der Universität Greifswald nicht nur einen Einblick in die Arbeit internationaler Unternehmen ermöglichen, sondern die Möglichkeit eröffnen, die gewählten Reiseziele aus beruflicher Sicht kennen zu lernen: Denn häufig unterscheidet sich die Lebens- von der Urlaubsqualität in manchen Orten.

Selbstverständlich war New York als Ziel unserer Studienfahrt als Ort großer Diversität nahe liegend und auch als Berufsort höchst attraktiv.

Business & Lifestyle – New York war natürlich eines unserer Favoriten für die Studienfahrt 2019

Studierende aller Fakultäten? Hätten alle 10.000 Studierende der Universität mitfahren können?

Die Beantwortung der Frage nach den Teilnehmern unserer Studienfahrten ist zu gleich der größte Aufwand, den wir uns im Rahmen der Organisation machen. Denn natürlich können wir nicht (auch wenn es unser Wunsch ist) alle Studierende der Universität mitnehmen, da wir (wie die 13 Plätze für die New York-Reise) begrenzte Kontingente haben; wir können nicht einmal potentiell allen unseren über 400 Vereinsmitgliedern einen Platz anbieten.

Deshalb sind wir bemüht, unsere Studienreise in Partnerschaft mit der Universität durchzuführen, um ein möglichst unabhängiges Bewerbungsverfahren, beispielsweise anhand der folgenden Punkte durchzuführen:

  • interessiert sich der Bewerber für internationale Unternehmen?
  • möchte der Bewerber den Zielort auch beruflich kennen lernen?
  • wie ist das allgemeine Engagement des Bewerbers in Greifswald?

Neben unserem Organisationsteam haben sich für die New York-Fahrt konkret über 60 Leute beworben, von allen Fakultäten. 60 Bewerber klingt im Hinblick auf die zehntausend Studierenden der Universität wenig, war aber als Auswahlherausforderung der größte Posten in unserer gesamten Organisation der Fahrt.

Unsere Studienfahrten stehen der gesamten Studierendenschaft der Universität offen

Wie haben wir die Teilnehmer ausgewählt?

Neben dem obligatorischen Organisationsteam aus wenigen Teilnehmern durften wir dank des Bewerbungsprozesses viele neue interessante Persönlichkeiten kennen lernen. Einige von ihnen haben sehr schnell das Gespräch mit uns gesucht, da sie erst während der Bewerbung der Studienfahrt den Verein bemerkt, gar kennengelernt und sehr schnell Opportunitäten gefunden haben, sich bei uns ehrenamtlich zu engagieren: Fantastisch!

Da alle unsere Veranstaltungen und Projekte an alle Angehörige der Universität gerichtet sind, ist das für uns natürlich ein Hauptgewinn. Das ehrenamtliche Engagement ist aber – und das wollen wir unterstreichen – nur eines unserer Kriterien und muss nicht bei uns im Verein erfolgen – wir möchten die ganze Universität ansprechen und interessante Persönlichkeiten gibt es in vielen Formen.

Für die nächste Fahrt werden wir wieder alles uns mögliche in die Wege leiten, um möglichst vielen Angehörigen der Universität Greifswald die Fahrt zu ermöglichen!

Und wie finanziert man so eine Fahrt nach New York?

Wir können vereinsintern auf ein großen Erfahrungsschatz bei der Planung, Organisation und Durchführung von Reisen zurückgreifen. Die daraus resultierende Flexibilität und der Verzicht auf teure Reisebüros ermöglichen uns die Realisierung von Studienfahrten quasi auf Selbstkostenbasis:

Eine Förderung der Universität, der Sparkasse Vorpommern und ein sehr geringer Eigenanteil von 250€ (für einen Tag Kopenhagen, sechs Tage New York und eine Fahrt nach Boston!) reichten für unser umfangreiches Programm aus.

Plötzlich in Kopenhagen: Der Ablauf der Reise

Es wird gemunkelt, dass der Kopenhagener Flughafen als Drehkreuz gefördert werden soll. Anders ist kaum zu begründen, warum viele Transatlantikflüge aus der dänischen Hauptstadt so günstig sind: In unserer Machbarkeitsstudie fast 200€ günstiger im Vergleich zu allen anderen Flughäfen in der Nähe; pro Person. Wir haben uns deshalb dazu entschlossen, Kopenhagen per Fähre über Rostock anzusteuern und dort einen halben Tag zu verbringen. Die Fahrzeit von Greifswald beträgt bei guter Planung insgesamt rund vier Stunden.

Der Museumshafen in Kopenhagen: Fast so gemütlich, wie der Greifswalder.

In New York haben wir uns bewusst für eine Unterkunft außerhalb Manhattans und für Staten Island entschieden: Die Fähre zwischen den beiden Inseln ist nämlich kostenlos und führt an der Freiheitsstatue vorbei. In London haben wir schon die Erfahrung gemacht, dass eine etwas längere Distanz zwischen Wohnort und der Stadt für eine hervorragende Gruppendynamik sorgt, was wir wieder während den tollen Fährüberfahrten feststellen und somit bestätigen konnten.

Diesen Tipp geben wir natürlich auch an unsere Leser von Unternehmen weiter, die solche Benefits für ihre Mitarbeiter realisieren: Plant organische, gemeinsame Zeit für die Reisen ein!

Die erste Fährüberfahrt in New York war schon das erste große Highlight.

Was ist der Unterschied zwischen einer Urlaubsreise und einem beruflichen Wohnort?

Jeder kennt das Gefühl, sich zu einem Ort hingezogen zu fühlen und den Wunsch zu verspüren, an diesem Ort zu leben und zu arbeiten. Tatsächlich liegt aber genau darin ein großer Unterschied, den wir im Rahmen dieses Berichtes aufzeigen möchten. Dazu und um die Unternehmenskultur in New York überhaupt kennen zu lernen, haben wir ein Rahmenprogramm für die Studienfahrt geplant, welches aus dem Besuch verschiedener Unternehmen und anderer Einrichtungen bestanden hat. Die Unternehmen und Besuchszeiten waren so getaktet, dass sie normalen Arbeitstagen recht ähnlich kamen: Wir mussten jeden Tag um spätestens 6:30 Uhr aufstehen, um die Unternehmen in Manhattan mit dreizehn Personen pünktlich zu erreichen.

Bei den Unternehmen haben wir verschiedene Führungen und Workshops mitgemacht, über die wir in separaten Artikeln berichten (Links folgen).

Artikelübersicht New York 2020

  • Tag 1: Anreise und Freiheitsstatue
  • Tag 2: Die Zukunftstechnologie bei SAP am Hudson River
  • Tag 3: Das Innovationslab von PWC an der Grand Central Station
  • Tag 4: Besuch der Harvard University in Boston
  • Tag 5: Besuch des Rockefeller-Centers, des Time-Squares und Bootstour
  • Tag 6: New Yorker-Börse und Abreise
Alltag für Pendler: Die Subway

Um der Antwort auf die Frage nach der Attraktivität New Yorks als Arbeitsplatz näher zu kommen, soll zunächst über den kritischen Punkt berichten: Das Pendeln nach Manhattan. Das Netz der öffentlichen Verkehrsmittel, insbesondere die Subway ist engmaschig und die Abfolge eng getaktet: Wir haben zu fast jeder Zeit (außer nachts) nie länger als drei Minuten auf unsere U-Bahn oder den Bus gewartet. Auch die 25-minütige Fährüberfahrt nach Staten Island fuhr zur Rush-Hour in einem 20-Minuten-Takt! Das schafft nicht Mal die Greifswalder U-Bahn im Sommer!

Wer also bereit ist, lange Anfahrtswege durch die hohen Mieten (okay, zugegeben: Tolle Firmen sollten sich um die Wohnungen in der Nähe kümmern?) in Kauf zu nehmen, kann auf ein leistungsfähiges Nahverkehrssystem zurückgreifen. Allerdings sollten volle, zum Teil hochgradig verdreckte Züge, bzw. Busse und ja, auch offene Armut in den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Rechnung mit eingehen. Aber haste in Berlin och.

Manche öffentliche Verkehrsmittel in New York bieten fantastische Ausblicke

Anders sieht es auf den Straßen aus: Dort ist ständig Stau und die Stadt wirkt auch aufgrund der maroden Straßen maximal verstopft. Kein gutes Mittel zum Pendeln! Unsere Einschätzung: Die Stadt ist ein ewiges Verkehrschaos.

Die Pendelei ist, anders als im Urlaub, eines der zentralen und wiederkehrenden Dinge, mit der man Zeit verbringt. Sieht man die (volle) New Yorker Subway als Teil des beruflichen Gesamterlebnisses, so ist das mit gewissen Abstrichen durchaus auszuhalten.

Typische Häuserschluchten in der Nähe des Empire State Buildings

Die Unternehmenskultur in New York: Überall riecht es nach Start-Up

Generell wird die amerikanische Unternehmenskultur in Deutschland adaptiert und keines der von uns besuchten Unternehmen kam uns wirklich fremd vor: Die Unternehmen versuchen zunehmend, die kreative Arbeitsatmosphäre von Start-Ups zu übernehmen und optimieren die Büros und Arbeitsräume stark am Beispiel der neuen Unternehmenskultur. Alle Unternehmen haben auf uns sehr arbeitnehmerfreundlich und höchst interessante gewirkt.

In Kürze veröffentlichen wir die Artikel zu unseren Unternehmensbesuchen.

Harvard University

Ein ganz besonderes Highlight war der Besuch der Harvard University in Boston. Dort haben wir uns den Campus der fast 200 Jahre jüngeren Universität (im Vergleich zur Universität Greifswald) intensiv angeschaut. Wir widmen der berühmten Universität einen eigenen Artikel. Ein Ergebnis stand aber fest: Wir fühlen uns in Greifswald mit unserer Altstadt als Campus sehr wohl!

Wir sind davon überzeugt, dass John Harvard die Universität Greifswald ziemlich gut finden würde und überreichen ihm symbolisch den Flyer unserer fast 200 Jahre älteren Universität.

Resumée

Mit der nötigen Systematik in unserer Organisation und der Unterstützung der Sparkasse Vorpommern auf finanzieller Seite war die Umsetzung und Durchführung der Studienfahrt kein großes Problem. Die resultierenden Benefits und Insights für die Teilnahme überwogen diesen Aufwand deutlich.

Die Unterstützung und das uns entgegengebrachte Vertrauen seitens der Universität motiviert uns, auch in Zukunft viele hundert ehrenamtliche Stunden in den Standort und unsere Projekte zu investieren.

An dieser Stelle sei uns der ehrliche Ausspruch, dass wir sehr froh sind, an dieser Universität studieren zu dürfen, wirklich erlaubt.

Wir freuen uns auf viele weitere tolle Projekte und streben die Durchführung weiterer, unvergesslicher Studienfahrten an.

Euer Börsenverein

Autor des Artikels

Chuck Henjes 1. Vorsitzender chuck.henjes[at]abv-greifswald.de Linkedin