Für angehende Juristen und auch BWLer die perfekte Gelegenheit Karriereinspiration zu sammeln. Neben vielen Insights, die wir aus seiner Arbeit bei internationalen Top-Kanzleien wie z.B. Freshfields Bruckhaus Deringer, Linklaters oder Hengeler Mueller, sowie der Großbank Goldman Sachs hörten, hat Jacob Wende ebenfalls das Geldwäsche-Gesetz kommentiert.
Was ist eigentlich eine Großkanzlei und wie gestaltet sich dort der Arbeitsalltag? Die Frage ging an alle Anwesenden. Es wurden Merkmale erarbeitet, die eine solche Wirtschaftsgroßkanzelei ausmachen.
Beispielsweise die Anzahl der dort beschäftigten Anwälte, die Zahl internationaler Standorte und deren essentielle Bedeutung für große ebenfalls auf internationaler Ebene tätigen Mandanten. Einzelne Privatpersonen klopfen eher seltener an die Türen von Freshfields, Linklaters und Co. und bitten um hoch vergütete Rechtsberatung. Es soll jedoch vorkommen, dass manch einer nur von den Top Anwälten vertreten werden möchte und das wortwörtlich um jeden Preis – auch wenn es bedeutet, dass die Anwaltskosten sogar weitaus höher ausfallen, als der eigentliche Streitwert der Sache beträgt.
Die Anwälte und Mitarbeiter sind in allen Bereichen des Wirtschaftsrecht tätig. Jacob Wende selbst insbesondere im Bankaufsichtsrecht, was sich zu Beginn seiner Laufbahn durch die Finanzkrise 2008 besonders spannend gestaltete.
Klar ist, dass ein Job dort mit hoher Arbeitsbelastung verbunden ist und eine Woche schnell aus bis zu sechzig Arbeitsstunden bestehen kann. Auch sitzt man oft mehr Stunden vor einem riesigen Papierstapel, als viel mit anderen Menschen zu kommunizieren. Insbesondere aufgrund internationaler Tätigkeiten werden Schriftsätze zumeist auf Englisch verfasst und auch in Meetings wird die Sprache gerne übernommen.
Als Entschädigung für die starke Arbeitsbelastung gilt natürlich das überdurchschnittlich hohe Gehalt. Mit Einstiegsgehältern ab 100.000 Euro jährlich können angehende Volljuristen rechnen. Ob dies jedoch ausreicht und den größten Anreiz bildet scheint fraglich.
Jacob erzählt, dass viele Juristen die Arbeit dort lieben und leben, wobei sie sich gerne Stunden oder auch Tage ohne Schlaf mit komplexen Sachverhalten und Themen auseinandersetzen. Herausragende Leistungen werden auch honoriert und auf den Fluren wird man ganz plötzlich sogar von Senior Associates gegrüßt.
Wer in einer Großkanzlei starten möchte, für den ist die Eintrittskarte ein Prädikatsexamen, das in dem 18-Punktesystem bei neun Punkten erreicht ist. Eine gute Nachricht gibt es insbesondere für Jurastudenten/-innen: Alles was man im Studium lernt, findet früher oder später auch im Berufsleben einer Großkanzlei Anwendung und ist niemals „umsonst“.
Nachdem alle interessante Fragen rund um das Thema Großkanzlei geklärt waren, fokussierte sich die Diskussionsrunde auf die Frage: Wie mache ich Karriere? Wann hat jemand Karriere gemacht? Karriere wird nun zumeist an Erfolg gemessen. Nach außen hin mag das oftmals an gewissen Positionen festgemacht werden und einer entsprechenden Vergütung. Letztlich kann jedoch jeder für sich selbst seinen Erfolg individuell definieren. Diese Tipps konnte Jacob mit auf den Weg geben:
Was vielleicht erstmal ganz selbstverständlich und nach einer typischen Frage aus einem Bewerbungsgespräch klingt, ist seine Stärken und Schwäche zu kennen. Sie zu reflektieren, um daran zu arbeiten und seine Fähigkeiten dann gezielt und bestmöglich einzusetzen wird oft unterschätzt. Um diese aber gut reflektieren zu können ist Feedback aus dem Freundeskreis besonders wichtig -selbst wenn dieses nicht immer positiv ausfällt.
Ist es möglich, ohne großes Netzwerk Karriere zu machen? Fakt ist, mit vielen Menschen in Kontakt zu stehen, kann sich nur positiv auf deinen beruflichen Werdegang auswirken. Um ein solches Netzwerk aufzubauen und mit interessanten Leuten in Kontakt zu treten, ist der erste wichtige Schritt dem Gegenüber auch zuzuhören, Fragen zu stellen und Interesse zu zeigen.
Eng damit verbunden ist das Betreiben von Selbstmarketing. Was macht dich aus? Womit bringt man dich in Verbindung? Wichtig ist, dass du deine Message richtig platzierst – und zwar so, dass sie im Gedächtnis bleibt. Jacob hat sich auf den Bereich der Geldwäsche spezialisiert und es geschafft, dass viele Menschen aus unterschiedlichen Tätigkeitsfelder diesen Begriff sofort mit seinem Namen assoziieren.
Zuletzt gab Jacob Wende noch einen kurzen Exkurs in seiner derzeitigen Spezialisierung – der Geldwäsche.
Im Grunde versteht man darunter finanzielle Transaktionen, die darauf ausgelegt sind, die Herkunft und die Existenz von Geld oder anderen Vermögenswerten aus illegalen Transaktionen zu verstecken, um es dann wieder in den regulären Wirtschaftskreislauf einfließen zu lassen. Geldwäsche stellt dabei das Gegenteil zur Steuerhinterziehung dar. Bei der Geldwäsche wird illegal verdientes Geld wieder in den legalen Kreislauf gebracht. Bei der Steuerhinterziehung hingegen wird legal verdientes Geld vor dem Finanzamt verborgen, um Steuern zu sparen. Die Geldwäsche ist ein in § 261 StGB geregelter Straftatbestand, welcher einer anderen Vortat bedarf. Dabei können vor allem solche Delikte Vortaten zur Geldwäsche sein, die entweder als Mitglied einer Bande oder gewerbsmäßig begangen wurden. Vereinfacht kann beispielsweise der wiederholte Diebstahl von Fahrrädern eine gewerbsmäßige Handlung darstellen und somit Vortat zur Geldwäsche sein. Hier stellt der doppelte Vorsatz bezüglich Vortat und Haupttat ein wesentliches Problem dar, sowie natürlich die Frage der Beweisbarkeit.
Das deutsche Geldwäschegesetz wurde im Jahr 1993 verabschiedet und im Jahr 2008 überarbeitet und um die Terrorismusfinanzierung ergänzt. Dieses Gesetz hat unter anderem einen großen Einfluss darauf, wie Banken mit ihren Privatkunden umgehen, da entsprechende Überwachungs- und Meldepflichten bestehen. Auch Notare oder Anwälte, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater sind dazu angehalten das Know-Your-Customer-Prinzip zu befolgen.
Aufgrund der Komplexität des Themas und des strafrechtlichen Tatbestandes, haben wir nicht jedes Detail erfasst, hören aber gerne ein nächstes Mal mehr dazu.
Schlussendlich hat es Jacob geschafft, mit seiner kommunikativen Art alle in eine spannende Diskussionsrunde zu verwickeln, auch Interessierte ohne juristisches Vorwissen. Jeder Einzelne ging motiviert und mit neuer Inspiration und Wissen aus der Veranstaltung. Wir bedanken uns ganz herzlich für seinen Besuch!