House of Parliament – Hotspot der Britischen Politik

Am 6. Juli 2019 von Max Sekulla

Im Rahmen unserer Reise nach London ließen wir es uns nicht nehmen, auch hinter die Kulissen der aktuellen britischen Politik zu schauen und jenen Ort zu besuchen, der allzu prominent Platz für Britische Zerreißproben bietet.

Es vergeht ja kaum eine Tagesschau, in der nicht der Brexit oder das Britische Parlament Thema sind.
Grund genug, sich einmal selbst nach Westminster zu begeben und auf den Spuren von Winston Churchill, welcher ironischer Weise einst einen entscheidenden Teil zum geeinten Europa leistete, durch die prunkvollen Hallen und Säle zu wandern, unter der strengen Beobachtung zahlreicher ehemaliger Minister, welche als Statuen die Gänge zieren.

Gang im Westminster-Palace (Houses of Parliament) – Große Architektur für (aktuell) kleinen politischen Feingeist.

Kontrovers ist der Gedanke allemal, dass hier vor ca. 74 Jahren der Grundstein Europas in seiner heutigen Form gelegt wurde und nun in den gleichen Räumen über den Austritt aus dem einst so wichtig geglaubten Bund „We must build a kind of United States of Europe“ (Winston Churchill) debattiert wird. 

Mindestens genauso atemberaubend wie die Politik, welche in diesen Räumen stattfindet, ist das Gebäude selbst. Im neugotischen Stil erstreckt sich der Palast entlang der Themse und beeindruckt durch seine Größe und detaillierte Fassade. 

Mit Sicherheit rein

Nach einem kurzen Sicherheitscheck, welchen wir mittlerweile gewohnt waren, betraten wir die Westminster Hall, welche zugleich auch den ältesten Teil des Gebäudes bildet. Nach ihrer Errichtung im Jahr 1097 war sie lange Zeit die größte Halle Europas, was noch heute durch ihre gewaltige Dachkonstruktion zu Ausdruck kommt. 

Die Highlights bildeten natürlich die weltbekannten House of Commons und House of Lords. Normalerweise für die Öffentlichkeit nur schwer zugänglich, öffnen sie an sitzungsfreien Tagen ihre Türen und man kommt den traditionell einfach gehaltenen roten und grünen Bänken der Abgeordneten verdächtig nahe. Unvorstellbar ist die Atmosphäre welche herrschen muss, wenn John Bercow, Speaker des Unterhauses, mit seinem weltbekannten „Order“ eine hitzige Debatte in Schach hält. 

So kommt es häufiger vor, dass es im House of Commons lauter wird, da anders als in unserem Parlament die Zustimmung nicht durch klatschen bekundet wird, sondern durch „Aye“ oder „No“.

Laut aber formell

Doch aufgrund der britischen Höflichkeit und der Aufsicht des Speakers herrscht ein sehr förmlicher Ton. Während im deutschen Bundestag gerne mal auf Anträgen anderer Parteien herumgehackt wird und es auch manchmal mit den Regeln nicht so genau genommen wird, ist es in Englands Parlament verboten, konkret Personen anzusprechen. Man richtet sein Wort ausschließlich an den Parlamentssprecher. 

Doch nicht nur das Gebäude an sich ist beeindruckend, sondern auch seine Geschichte.

Der Däne Knut und das Westminster Palace

Im 11. Jahrhundert durch den dänischen König Knut erbaut, wuchs das Anwesen immer weiter und diente vielen Königen als Residenz, bevor ab 1295 das britische Parlament einzog.

Der Palast war häufig Schauplatz historischer Ereignisse, unter anderem versuchten Verschwörer 1605 die gesamte königliche Familie sowie das Parlament mit einem Sprengstoffgürtel zu töten, der Anschlag misslang jedoch. Im 19. Jahrhundert kam es zu einem folgenschweren Brand, welcher einen Großteil des Gebäudes zerstörte.

Glücklicherweise konnte der Palast, welcher heute zum UNESCO Weltkulturerbe gehört,  wieder vollständig aufgebaut werden und das Parlament kann weiterhin seine politischen Entscheidungen in dem historisch bedeutsamen Haus treffen.

Der Big Ben eingerüstet

Auch wenn uns der Big Ben durch einen Stahlmantel von Rüstungen verhüllt blieb, zeichnet sich der Besuch durch eine sehr beeindruckende und lehrreiche Erfahrung aus, welche wir jedem, der selbst einmal nach London reist, nur empfehlen können.

Autor des Artikels

Max Sekulla Vorstandsvorsitzender max.sekulla[at]abv-greifswald.de Linkedin